Baugeschichte
Schutz der Bündner Alpenpässe durch Verteidigungsanlagen
Im August 1936 rekognoszierte unter der Leitung von Divisionär Labhart, Chef der Generalstabsabteilung, eine Delegation höherer Offiziere den Kanton Graubünden. Es wurde ein Konzept erarbeitet, wie und wo man die Bündner Alpenpässe mit permanenten Verteidigungsanlagen schützen konnte.
Die Offiziersgruppe konzentrierte sich zuerst auf die Splügen-Achse, der kürzesten Verbindung zwischen Hitler Deutschland und dem faschistischen Italien.
Artilleriewerk Sufers
Einen idealen Engpass für eine wirksame Sperre der Splügen- und San Bernardino-Achse fand man östlich des Dorfes Sufers im Gebiet der ehemaligen Sufner Schmelzi, wo im 19. Jahrhundert Eisen- und Kupfererze verhüttet und eine zeitlang sogar Glas hergestellt worden war.
Man plante, das Gebiet mit verschiedenen Infanteriewerken, die mit Maschinengewehren und Panzerabwehrkanonen bestückt waren, zu sperren, und in diese Sperre ein Artilleriewerk zu integrieren, mit dem die vorgeschobene Infanterieverteidigung im Bereich des Splügen-und San Bernardino-Passes unterstützt werden konnte.
Das Artilleriewerk sollte mit modernsten Geschützen ausgestattet werden, zwei in den Eidgenössischen Konstruktionswerkstätten in Thun hergestellten 10.5 cm Kanonen, einer Lizenzkonstruktion eines schwedischen Schiffsgeschützes. Diese Geschütze konnten mit ihrer Reichweite von 17 km (maximal sogar 23 km mit geringerer Treffgenauigkeit) die Splügen- und San Bernardino-Achse und auch die Flanken zum Safier- und Valserberg beschiessen. Im Herbst 1936 wurden die Geländeaufnahmen vorgenommen und im Winter 1936/1937 begann man mit der Ausarbeitung des Projektes. Geologische Probleme und Koordinationsfragen im Zusammenhang mit der Nutzung des Hinterrheins zur Elektrizitätserzeugung (Stausee im Rheinwald) führten zu Verzögerungen. Erst im Herbst 1938 lag das baureife Projekt vor. Darum standen bei Ausbruch des zweiten Weltkrieges erst die beiden Infanteriewerke Sufers und Geissrücken West bereit.
Bewaffnung
Sufers: 1 Panzerabwehrkanone, 2 Maschienengewehre, 1 Leichtes Maschinengewehr
Geissrücken West: 1 Panzerabwehrkanone, 3 Maschinengewehre.
Auch als Italien 1940 an der Seite von Deutschland in den Krieg trat, war das Artilleriewerk noch nicht kampfbereit.
Die aufwändigen Bauarbeiten an der als autonomes Werk mit eigener Wasserversorgung und Elektrizitätserzeugung gebauten Anlage und der Arbeitkräftemangel - ausgelöst durch den Aktivdienst - führten zu Bauverzögerungen.
Eckdaten zum Bau
- September 1939 Baubeginn
- 3. Sept. 1940 erfolgreiche Schiessversuche mit den beiden Geschützen
- 15. November 1940 Montage der zwei Schrägaufzüge für den Munitionstransport zu den Geschützen abgeschlossen, d.h. von da an waren die beiden Geschütze kampfbereit
- 5./6. Dez. 1941 provisorische Abnahme der Lüftungsanlage
- 17. Juni 1941 offizielle Einweihung
- Die Fertigstellungsarbeiten dauerten bis Ende 1942
Einige betriebliche Probleme, insbesondere die Probleme mit den beiden Dieselmotoren, konnte erst nach Beendigung des Krieges definitiv behoben werden.
Baukosten
Baukosten total | CHF 2.6 Mio. | |
Tiefbauarbeiten (Aushubkubatur ca. 7000 m3) | CHF 985'000 | (38.3%) |
Panzerung | CHF 176'000 | (6.9%) |
Installationen | CHF 382'000 | (14.8%) |
Waffen u. Waffenausrüstung | CHF 359'000 | (1.4%) |
Munition | CHF 606'000 | (23.6%) |
Landerwerb und Entschädigungen | CHF 12'500 | (0.4%) |
Projekt, Bauleitung und Vorarbeiten | CHF 50'000 | (2.0%) |
Der Grossteil der Bauarbeiten wurde durch die Bauunternehmung Prader + Cie. in Chur ausgeführt.
Während des Baus stand entlang der Schartenfront vom Rheinufer bis zuoberst in die Anlage ein Schrägaufzug zur Verfügung.
Der Bau der Anlage erfolgte unter strengster Geheimhaltung. Das ganze Gelände war rund um die Uhr bewacht - vom Bau der Anlage existieren keine Fotos und nur wenige schriftliche Aufzeichnungen. Für die Bewachung wurden Angehörige der Freiwilligen Grenzschutztruppe eingesetzt. Im Jahre 1942 wurden Bewachung und Unterhalt von Truppen des neugegründeten Festungswachtkorps übernommen.